Thomas Lojek

Interview mit

Jack Carr:

Wie sich unsere Feinde an unsere Taktiken anpassen

Nach einer langen Karriere als Navy SEAL wandte sich Autor Jack Carr dem Schreiben von Thrillern zu.

Die Bücher seiner Terminal List-Reihe begleiten den ehemaligen Navy SEAL James Reece auf weltweiten Einsätzen und tief hinein in die Kultur der Operator.

Carrs Debütroman The Terminal List erschien 2018 und wurde später als erfolgreiche Amazon-Prime-Serie mit Chris Pratt in der Hauptrolle adaptiert.

Er ist außerdem regelmäßiger Kommentator bei Fox News und Gastgeber des Podcasts Danger Close.

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Jack Carr: Die Idee hinter der James-Reece-Reihe

Thomas Lojek: Können Sie uns eine kurze Zusammenfassung der Idee hinter Ihrer James Reece-Reihe geben?

Jack Carr: Für meine Romane habe ich mir immer die Frage gestellt:

Was haben Iran, China, Nordkorea, Russland, Terrororganisationen und/oder machtvolle Einzelpersonen in den vergangenen zwanzig Jahren Krieg von uns gelernt?

Und was haben sie davon in ihre zukünftigen Einsatz- und Kriegspläne übernommen?

Wir haben in Irak, Afghanistan, Syrien und anderen Krisenregionen dieser Welt Poker gespielt, während sie den Vorteil hatten, unsere Karten zu sehen – und genau zu beobachten, wie wir sie ausspielen.

Welche Lehren haben sie daraus gezogen, und wie haben sie diese Erkenntnisse in ihre zukünftigen Operationspläne integriert?

Über diese Fragen habe ich als SEAL nachgedacht – und heute denke ich als Autor und Veteran noch immer darüber nach.

Alle meine Romane kreisen um genau diese Fragen.

Sie lernen aus unserer Reaktion auf COVID.

Sie lernen aus den inneren Unruhen, die im Sommer 2020 durch unsere Städte fegten.

Und sie lernen aus dem US-Wahlzyklus, der häufig die zunehmende Spaltung innerhalb der Bevölkerung sichtbar machte.

Der Feind betrachtet all diese Entwicklungen mit weit mehr als nur oberflächlichem Interesse.

Er nutzt jede Gelegenheit, um Notizen zu machen – wie er diese innerstaatlichen Zustände in einer zukünftigen Konfrontation zu seinem Vorteil ausnutzen kann.

Unsere Gegner kombinieren die Lehren, die sie aus dem Studium unserer Kriegsführung der letzten zwanzig Jahre gezogen haben, mit den Lehren der Jahre 2020 und darüber hinaus.

Wir haben ihnen reichlich Material geliefert, mit dem sie arbeiten können.

Fokus auf das Bestehen – nicht nur auf das Überleben

Thomas Lojek: Wie können wir die Bemühungen unserer Gegner kontern, unsere Schwächen auszunutzen?

Jack Carr: Wir müssen lernen, dass unsere Gesellschaft fragil ist.

Das sollte eine der wichtigsten Lehren aus den Jahren 2020 bis 2025 sein.

Wir sind bequem geworden und gehen davon aus, dass es im Supermarkt immer Lebensmittel geben wird, dass beim Anruf der Nummer 911 stets jemand am anderen Ende der Leitung ist, um Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst zu alarmieren, und dass immer jemand im Dienst ist, der einen Stromausfall behebt, wenn das Licht ausgeht.

Das sind Annehmlichkeiten, die über den Großteil der Menschheitsgeschichte hinweg nicht selbstverständlich waren.

Die letzten Jahre hätten uns einige Lektionen in persönlicher Verantwortlichkeit lehren müssen: Wir haben die Pflicht, gegenüber uns selbst, unseren Angehörigen und unseren Gemeinschaften vorbereitet zu sein.

Das heißt nicht, in ständiger Paranoia zu leben.

Vielmehr bedeutet es, einige grundlegende Fertigkeiten, ein paar Werkzeuge und etwas Vorausdenken bzw. gesunden Menschenverstand zu besitzen, um mit Widrigkeiten fertigzuwerden, wenn die Dinge schiefgehen.

Wessen Verantwortung ist es, sich selbst und die eigene Familie zu schützen und für sie zu sorgen?

Wenn Sie sich bei den Prüfungen der 2020er Jahre unvorbereitet gefühlt haben, dann ist jetzt Handeln angesagt.

Vorräte an Nahrung und Wasser, ein Wasserfilter, Feuerlöscher, Mittel zum Entzünden von Feuer, ein Trauma-Kit (und die Ausbildung, es zu benutzen), eine Kombination aus Schusswaffen, mit denen Sie geübt sind, eventuell ein Generator und finanzielle Rücklagen für einige Monate — all das ermöglicht es Ihnen, Ihre Kapazitäten auf das tatsächliche Problem zu konzentrieren, statt sie für die grundlegenden Überlebensnotwendigkeiten aufzubrauchen.

Das Ziel ist zu BESTEHEN, nicht nur zu überleben.

Wenn Sie die Grundlagen im Voraus bedacht und vorbereitet haben, können Sie sich auf das Bestehen statt nur auf das Überleben konzentrieren.

Ich bin ein großer Fan von Auswahlmöglichkeiten

Thomas Lojek: Sprechen wir über ein Endzeit-Szenario: Zombie-Apokalypse, Atomkrieg, EMP oder einfach das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen.
Es geschieht über Nacht.

Was würden Sie am nächsten Morgen mitnehmen, wenn Sie aus der Tür treten?

Jack Carr: Ich bin ein großer Fan von Auswahlmöglichkeiten — und zum Glück habe ich heutzutage einige Optionen.

Trotzdem würde ich mich wahrscheinlich für eine AR-Plattform entscheiden, weil ich über die Jahre viel Zeit mit dem Training daran verbracht habe.

Mit einer AR fühle ich mich sehr vertraut.

Thomas Lojek: Eine bestimmte Plattform?

Jack Carr: Das wäre vielleicht mein größtes Problem — ich habe einfach zu viele.

Die Herausforderung bestünde also darin, nur eine auszuwählen.

Ich habe ein paar von Bravo Company, Daniel Defense, SIG und einige andere.

Wie gesagt: Ich bin ein Fan von Auswahlmöglichkeiten.

Jedes Gewehr braucht ein Pointer, einen Trägeriemen und eine Optik mit.

Einige meiner Systeme sind mit Aimpoint Micros bestückt, andere mit Nightforce- oder Leupold-Gläsern.

Ein guter Schalldämpfer wäre ebenfalls vorteilhaft — zum Beispiel Dead Air Silencers, denen ich vertraue.

Die Bedeutung von spezifischen Fähigkeiten

Thomas Lojek: In einer Welt von Cyberangriffen, Pandemien, Informationskriegen und Drohnen — macht es da noch Sinn, so viel Zeit, Geld und Energie ins Schießtraining zu investieren?

Sollten wir nicht anfangen, uns breiter aufzustellen und Zeit sowie Mittel in andere Fertigkeiten zu investieren — etwa Survival, medizinische Kenntnisse, Chemie, vielleicht Programmieren, Jagen … Fähigkeiten, die einem helfen, einen Biowaffenangriff zu überleben statt in einem urbanen Schusswechsel zu bestehen?

Jack Carr: Man muss wissen, wie man effektiv schießt; Kompetenz im Umgang mit Schusswaffen dient sowohl dem Schutz der Familie als auch der Nahrungsbeschaffung.

Aber Sie haben recht: Das ist nur eine Fähigkeit.

Survival-Fähigkeiten, medizinische Kenntnisse, Mobilität, Fitness — all das ist wichtig.

Ich habe das Glück, dass Mike Glover’s Fieldcraft Survival gleich bei mir um die Ecke in Heber, Utah, liegt; dort werden Kurse in all diesen Disziplinen angeboten.

In Kursen von Fieldcraft Survival, Thunder Ranch oder der SIG Academy trifft man interessante Menschen und knüpft neue Kontakte.

Ich lerne in diesen Kursen stets etwas Neues: Die Teilnehmer sind ganz normale Zivilisten, die erkannt haben, wie wichtig es ist, Fähigkeiten aufzubauen, die sie selbstständiger machen — die sie in einer Krise zur Ressource statt zur Belastung werden lassen.

Man sollte ein Zusatzwert für die eigene Familie, die Gemeinschaft und das Land sein — keine Belastung.

Als Operator in Spezialeinheiten: ständig im Training

Thomas Lojek: In einer Welt von Cyberkrieg, Biowaffen, Informationskriegen … Welche Rolle werden Special Operations in dieser Welt spielen? Ist es noch gerechtfertigt, Millionen in die Ausbildung hochspezialisierter Soldaten zu investieren, wenn KI, Trollfarmen und Hacker eine Stadt mit ein paar Kilobyte Falschinformation buchstäblich in Brand setzen können?

Jack Carr: Wir müssen die Lehren der Vergangenheit ziehen und künftig anwenden — das ist Weisheit, und daran mangelt es uns oft, weil wir dazu neigen, in Vierjahres-Wahlzyklen zu denken.

Wir müssen zweifellos erhebliche Anstrengungen und Ressourcen darauf verwenden, eine Kraft aufzubauen, die sich auf Cyberkriegführung und die damit verbundenen, aufkommenden Bedrohungen konzentriert.

Aber ich denke, man wird immer Special Forces Operators brauchen, die bereitstehen, an die Spitze der Speerspitze zu gehen.

Unconventional warfare, Special Reconnaissance, Direct Action, Foreign Internal Defense, Counter-terrorism, Counter Proliferation of Weapons of Mass Destruction, Hostage rescue …

Diese Einsätze werden stets Spezialeinheiten benötigen: stetiges Training, immer auf der Suche nach dem taktischen Vorteil, immer bereit für den Einsatz …

… Break glass in case of war!